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Dies ist eine alte Version von EnergieRNetzreserve erstellt von AnnegretMordhorst am 2016-12-09 16:37:00.

 

Netzreserve in der Energiewirtschaft


in Arbeit

Seit einigen Jahren erfolgt ein Umbau des Energieversorungssystems in Deutschland, hin zu mehr Strom aus erneuerbaren Energien. Dies geht langfristig damit einher, dass immer mehr konventionelle Kraftwerke, wie Kohlekraftwerke aus dem Markt herausgenommen werden, da am Strommarkt eine Grenzkostenbetrachtung erfolgt und gerade diese sind bei den konventionellen Kraftwerken höher als bei einer PV-Anlage, sog. Merrit Order. Jedoch ist der ununterbrochene Einsatz von den nicht steuerbaren erneuerbaren Energien, wie Sonne und Wind nicht möglich. Dies hängt mit deren Wetterabhängigkeit zusammen. Auch ergibt sich dieser Trend aus den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. Hinzu kommt die verzögerte Realisierung der Netzausbauprojekte. Zudem führt ein kurzfristiges Systemdienstleistungsproblem. Hierunter fallen regionale Kapazitätslücken und Netzengpässe. Diese führen vor allem in Süddeutschland zu Problemen bei der Systemsicherheit. Dies wurde im Winter 2011/2012 deutlich sichtbar. Werden dann noch systemrelevante Kraftwerke stillgelegt wird es kritisch das hohe Level an Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. Sodass auf konventionelle Kraftwerke und deren Erzeugungskapazität zurückgegriffen werdenmuss und diesen Kraftwerken ein unbefristetes oder befristetes Stilllegungsverbot auferlegt.
Mehr zum befristeten und unbefristeten Stilllegungsverbot können Sie im Artikel zur Stilllegung von Anlagen nachlesen.


Ausgehend von diesen Umständen sollen im Weiteren folgende Fragen geklärt werden:

  • Was ist die Netzreserve und wie lässt sich diese von der Kapazitätsreserve abgrenzen? und
  • Wie wird diese beschafft, insb. welches Rechtsverhältnis liegt dem zugrunde?

A. Begriff

1. Allgemeines

Gem. § 13d Abs. 1 EnWG wird unter Netzreserve, die Vorhaltung von Anlagen, durch die Übertragungsnetzbetreiber, verstanden, welche notwendig ist, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems zu gewährleisten. Vor allem sind diese Anlagen für die Bewirtschaftung von Netzengpässen und für die Spannungshaltung und zur Sicherstellung eines möglichen Versorgungswiederaufbaus bereitzuhalten. Zudem gilt dies nur für solche Anlagen, welche gem. § 13b Abs. 4 EnWG oder gem. § 13b Abs. 5 EnWG nicht stilllgelegt werden dürfen. Diese Begriffsbestimmung geht mit zwei Fragen einher. Zum einem sterllt sich die Frage, in welchen Verhältnuis diese Regelzung zu dem Regelungsregime des § 13 EnWG steht. Zum anderen ist die Frage zu klären, wie diese von der Kapazitätsreserve abzugrenzen ist. Systematisch bildet die Netzreserve eine Unterstützung zu den Eingriffsmögluichkeiten der Übertragungsnetzbetreiber gem. § 13 Abs. 1 EnWG. Dies ergibt sich aus § 13 Abs. 1 Nr. 3 EnWG. Gegenüber den Notfallmaßnahmen des § 13 Abs. 2 EnWG geht die Netzreserve diesen vor.

2. Abgrenzung zur Kapazitätsreserve

Von der Kapazitätsreserve lässt sich die Netzreserve am besten anhand der Definition der Kapazitätsreserve gem. § 13e Abs. 1 EnWG abgrenzen. Danach ist Kapazitätsreserve, die Vorhaltung von Reserveleistung um im Fall einer Gefährdung oder Störung der Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems Leistungsbilanzdefizite infolge des nicht vollständigen Ausgleichs von Angebot und Nachfrage an den Strommärkten im deutschen Netzregelverbund auszugleichen.

Anhand dieser wird deutlich, dass sowohl die Netzreserve wie auch die Kapazitätsreserve die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Stromversorgungssystems sicherstellen soll. Jedoch kommen beide Reserven in unterschiedlichen Situationen zum Tragen. Während die Vorhaltung von Anlagen in der Kapazitätsreserve nur in Betracht kommt, wenn ein Defizit von Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt herrscht, kommen Anlagen in der Netzreserve auch dann zum Einsatz, wenn es darum geht Netzengpässe zu beheben. Somit hat die Netzreserve nach § 13d EnWG vor allem das Engpassmanagement im Auge. Die Kapazittsreserve konzentriert sich eher auf den „ökonomischen“ Ausgleiich.


Umgekehrt hierzu regelt § 5 Abs. 2 KapResV -E das Verhältnis der Kapazitätsreserve zur Netzreserve. Dieser bestimmt, dass Kapazitätsreserveanlagen welche auch die Funktion der Netzreserve erfüllen können, dieser zugeordnet werden.

Zudem kommen Anlagen in der Netzreserve ausschließlich außerhalb des Strommarktes zum Einsatz. Dies resultiert daraus, dass hierdurch Wettbewerbsverzerrungen am Strommarkt verhindert werden sollen. Dabei setzt sich die Netzreserve gem. § 13d Abs. 1 S. 2 EnWG aus folgenden Anlagen zusammen:

  • Anlagen, die derzeit nicht betriebsbereit sind und auf Grund ihrer Systemrelevanz auf Anforderung der Betreiber von Übertragungsnetzen wieder betriebsbereit gemacht werden müssen,
  • systemrelevanten Anlagen, für die die Betreiber eine vorläufige oder endgültige Stilllegung nach § 13b Absatz 1 Satz 1 angezeigt haben, und
  • geeignete Anlagen im europäischen Ausland.


B. Beschaffung der Netzreserve

Die Beschaffung der Netzreserve erfolgt gem. § 13d Abs. 3 S. 1 EnWG durch Abschluss von Verträgen zwischen dem jeweiligen Übertragungsnetzbetreiber und dem Betreiber der Erzeugungsanlage. Hierbei sind die Vorgaben der NetzResV zu beachten. Diese löst die frühere ResKV ab, welche auf Grundlage vom früheren § 13 b EnWG, erlassen wurde. Heute findet sich die hierfür maßgebliche Verordnungsermächtigung in § 13i Abs. 3 Nr. 2 EnWG. Die NetzResV normiert gem. § 1 Abs. 1 1. Halbs. NetzResV das Beschaffungsverfahren für die Netzreserve. Dementsprechend erfolgt dieses in folgender Reihenfolge:

  1. Bedarfsermittlung und deren Bestätigung, § 3 NetzResV
  1. Möglichkeit zur Interessenbekundung, § 4 NetzResV
  1. Abschluss der Verträge gem. § 5 NetzResV und
  1. Vergütung, § 6 NetzResV

1. Bedarfsermittlung und deren Bestätigung

Der eigentlichen Beschaffung der Netzreserve ist die Bedarfsermittlung und deren Bestätigung durch die BNetzA gem. § 3 NetzResV vorgeschaltet. Dies läuft zweistufig ab. Auf der ersten Stufe haben die Übertragungsnetzbetreiber gemeinsam gem. § 3 Abs. 2 NetzResV eine jährliche Systemanalyse zu erstellen. Das Betrachtungsjahr umfasst gem. § 3 Abs. 2 S. 2 NetzResV jeweils den Zeitraum vom 1. April eines Jahres bis zum 31. März des jeweiligen Folgejahres. Als Maßstab für die Systeenmanalyse gilt gem. § 3 Abs. 3 NetzResV die Vermeidung einer Gefährdung der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems im Sinne von § 2 Abs. 2 NetzResV. Die Prüfung umfasst folgende Punkte:

  1. die verfügbaren gesicherten Erzeugungskapazitäten auch im Hinblick auf deren technische Eignung für die Abwehr von Gefahren für die Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems einschließlich ihrer Anfahrzeiten und ihrer Laständerungsgeschwindigkeiten,
  1. die wahrscheinlichen Entwicklung der verfügbaren gesicherten Erzeugungskapazitäten im Hinblick auf das jeweils folgende Winterhalbjahr sowie mindestens eines der weiteren darauf folgenden vier Betrachtungsjahre (Systemanalyse) und
  1. den eventuellen Bedarf an Netzreserve

Zusätzlich haben die Übertragungsnetzbetreiber, in Übereinstimmung mit der BNetzA bis zum 30. November 2016 eine Analyse des Winterhalbjahres 2021/2022 und des Winterhalbjahres 2022/2023 anzufertigen. Zudem wird der BNetzA das Recht eingeräumt von den Übertragungsnetzbetreiber, neben der Systemanalyse nach Satz 1, zu verlangen eine Analyse im Hinblick auf ein weiteres Betrachtungsjahr zu erstellen, Dieses erstreckt sich sodann auf einen Untersuchungszeitraum nach dem in Satz 1 genannten Zeitraum (Langfristanalyse). Entscheidung über weitere Untersuchungszeiträume nach Satz 3 bedarf der Zustimmung durch die Bundesnetzagentur.. Dies unterliegt jedoch der Genehmigung durch die BNetzA. Bei beiden Analysen sind in der Planung und im Bau befindliche neu zu errichtende Erzeugungsanlagen zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für Anlagen der Kapazitätsreserve nach § 13d Abs. 2 EnWG.

Auf der zweiten Stufe werden die Resultate der Systemanalyse durch die BNetzA gem. § 3 Abs. 1 NetzResV, im Hinblick auf einen Bedarf an Erzeugungskapazität für die Netzreserve geprüft. Die Überprüfung der Analysen der Übertragungsnetzbetreiber hat bis spätestens zum 30. April eines jeden Jahres zu erfolgen. Auch gilt an dieser Stelle wieder der Maßstab des § 3 Abs. 3 NJetzResV.
Sodann wird ein eventuell bestehender Bedarf von ihr bestätigt. Anschließend werden die Ergebnisse der Prüfung, die Analysen der Übertragungsnetzbetreiber nach Absatz 2, die dieser zu Grunde liegenden Annahmen, Parameter, Szenarien, Methoden sowie die zum 30. April des jeweiligen Jahres für die jeweils folgenden fünf Jahre prognostizierten Einzelwerte der Jahreshöchstlast im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschließlich der Netzverluste und gegebenenfalls die Bestätigung werden in einem Bericht veröffentlicht. So hatten die Übertragungsnetzbetreiber, nach dem Bericht der BNetzA vom 30. April 2015 im Winterhalbjahr 2014/2015 Erzeugungskapazitäten von ca. 3,6 GW in der Netzreserve vertraglich gebunden. Für den Winter 2015/2016 gehen die Übertragungsnetzbetreiber von einem Bedarf an Netzreserve von 41,7 GW aus. Hierbei werden auch ausländische Erzeugungskapazitäten berücksichtigt.

Im Hinblick auf Diese beiden Stufen erscheint es schwierig, dass ungeachtet ihrer Bedeutung als Wegbereiter für die Beschaffung der Netzreserve keine detaillierten Vorgaben bzgl. deren Erarbeitung und deren Inhalt bestehen. Dies ist vor allem für die betroffenen Anlagenbetreiber nachteilig. Diesen ist es hierdurch nicht möglich den Prozess nachzuvollziehen bzw. zu kontrollieren.

2. Möglichkeit zur Interessenbekundung
Beispiel: Der Übertragungsnetzbetreiber N führt zur Feststellung des Reservebedarfs eine Systemanalyse, entsprechend den in § 3 NetzResV genannten Punkten, durch. Hierbei kommt dieser für den Winter 2016/2017 auf einen Bedarf an Netzreserve von 2,8 GW. Diese Systemanalyse übermittelt N an die BNetzA zur Prüfung. Nach erfolgter Prüfung bestätigt die BNetzA diesen Bedarf. Somit darf N nur 2,0 GW an Netzreserve unter Beachtung des § 4 NetzResV beschaffen.

Wurde eine Systemanalyse durchgeführt und von der BNetzA geprüft, hat diese den eventuellen Bedarf bestätigt und in einem Bericht veröffentlicht, erfolgt gem. § 4 NetzResV der erste Schritt zur Beschaffung der Netzreserve. Dementsprechend hat der Übertragungsnetzbetreiber in Übereinstimmung mit der Bestätigung bis spätestens zum 30. April eines jeden Jahres die Anforderungen an die erforderlichen Anlagen einschließlich eventueller Anforderungen an den Standort und die technischen Parameter zu veröffentlichen. Hierbei ist darauf zu achten, dass nur so viel an Reservebedarf ausgeschrieben werden darf, wie in der Systemanalyse und der Bestätigung angegeben ist.

3. Abschluss der Verträge

4. Vergütung

C. Weiterführende Informationen

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